Oder: Frischhaltefolie ade!
Schön langsam hält die Nachhaltigkeit endlich in allen Lebensbereichen Einzug. So auch im Haushalt. Und auch wenn die EU zumindest schonmal Plastikbeutel verbietet, heißt das noch lange nicht, dass damit die Welt gerettet werden kann. Ein guter Schritt in die richtige Richtung ist es allemal, aber es gibt noch so viel mehr, das wir täglich beitragen können, um einen Schritt näher in Richtung zero waste zu kommen. Und das fängt bereits im Kleinsten an. Also zurück zur Frischhaltefolie.
On the outside
Eigentlich ist es ja fast ein Paradox, dass wir unser Essen in Kunststoff einwickeln, die Nähe von Plastik zu unserem Essen ist schon etwas erschreckend – und mit welcher Selbstverständlichkeit es sich seinen Platz in der Küche erobert hat…
Wenn wir zurück schauen in die 50er/60er Jahre, dann wird uns so einiges klar – und auch warum sich die Dinge so entwickelt haben wie sie sind. Damals, in der Nachkriegszeit gab es wirtschaftlichen Aufschwung und die Erdölgewinnung zog eine beachtliche Industrie nach sich, wodurch sich viele neue Möglichkeiten aufgetan hatten – Kunststoffe wurden Teil des täglichen Lebens und so manches wurde plötzlich viel praktischer oder auch einfacher. Vermeintlich. Denn: Nicht alles, was günstig ist, ist auch gut. Großflächig hinterfragt wurden die Gewinnung dieser Rohstoffe damals leider nicht.
Dieses Kunststoff-Erbe hält bis heute an, aber die langfristigen Auswirkungen daraus werden nun zunehmends offensichtlich. Nicht nur, dass die Erdölreserven schön langsam aufgebraucht sind bzw. die Erdölgewinnung nicht mehr so einfach ist, da die übrigen Quellen schwieriger erschließbar sind, sondern auch die Auswirkungen, die wir am direkten Leib erfahren haben.
On the inside
Frischhaltefolie wird größtenteils aus Polyethylen (PE) hergestellt und kommt in der Regel auch ohne problematische Weichmacher aus. Aber als Einweg-Produkt landet die Folie nach der Verwendung so gut wie immer direkt im Müll.
Anders ist es mit Folien, die noch immer im Handel verwendet werden (also zum Beispiel Lebensmittel, die an der Theke verpackt werden) – hier wurden teilweise noch Folien auf Basis von PVC bzw. dem verwandten PVDC (Polyvinylidenchlorid) entdeckt, welches durch die Bank noch Weichmacher enthält. Diese Art der Folie ist noch weniger sauerstoff- und wasserdampfdurchlässig. Käse zum Beispiel hält sich dadurch locker 40 Tage frisch – eine Art der Überdimensionierung, die so eigentlich gar nicht notwendig ist. Diese Weichmacher gehen aufgrund der guten fettlöslichen Eigenschaften rasch in den Käse über und werden so im Körper aufgenommen. Wie sich dies im Körper verhält, kann leider noch nicht festgestellt werden. Aber dass diese Art der Kunststoffe die Umwelt bei der Herstellung und der Entsorgung belasten, liegt eigentlich schon fast auf der Hand (bei der Verbrennung zum Beispiel bildet sich gesundheitsschädliches Dioxin).
Andere getestete Folien (siehe Quelle am Ende des Artikels) wiederum enthalten auch phosphororganische Verbindungen, die als Stabilisator dienen, woraus sich eine Substanz bilden kann, die im Verdacht steht, hormonell zu wirken.
(Randnotiz: Alufolie sollte wenn möglich ohnehin sowieso komplett vermieden werden, sie ist extrem energieaufwändig in der Herstellung und eignet sich nicht für salz- oder säurehaltige Lebensmittel!)
Die Liste an bedenklichen Stoffen (zumindest derer, die überhaupt schon erforscht sind) könnte bestimmt weiter gehen, aber soweit mal ein kleiner Einblick in die Thematik aus Haushaltssicht. Und – ihr ahnt es schon – ein weiterer Bereich, wo uns die erdölverarbeitende Industrie beeinflusst: die Kosmetik. Abfallprodukte der Erdölgewinnung wie zum Beispiel Paraffinöle, die oft in Hautcremes oder Lippenpflege vorkommen, verschließen die Haut und verhindern den Austausch der körpereigenen Stoffe, etc. Zur Naturkosmetik werdet ihr hier ohnehin immer wieder Updates finden. Aber heute geht es hauptsächlich um eine Alternative für Verpackungen – eben: Das Bienenwachstuch! Denn mit den oben genannten Fakten gibt es Grund genug für mich, eine Alternative zu verwenden, die absolut unbedenklich ist, denn hier weiß ich ganz genau was in meiner Aufbewahrungshilfe enthalten ist.
Und… action!
Nun zeige ich euch, wie ihr das Bienenwachs-Tuch ganz einfach selbst herstellen könnt. Das Bienenwachstuch kann immer wieder verwendet werden, zum Einwickeln von Jausenbroten, als Abdeckung von Gefäßen oder direkt für Lebensmittel zur Lagerung im Kühlschrank. Zwischendurch kann es einfach mit Wasser abgewaschen und luftgetrocknet werden, damit es wieder sauber für die nächste Verwendung ist.
Und das brauchst du dafür:
- Am besten ein Stück Stoff aus Bio-Baumwolle, nicht zu dick und nicht zu durchlässig; ev. vorher waschen (ohne Weichspüler!) und trocknen lassen
- Bienenwachs, am besten vom lokalen Imker (pestizidfrei!)
- Etwas Pflanzenöl (z.B. Jojobaöl, Kokosöl, etc. – oder wer’s lieber heimisch mag: ich hab’s mit Sonnenblumenöl versucht)
- Optional etwas Harz (verleiht dem Tuch einen frischen Duft und desinfiziert zusätzlich, hat antibakterielle Wirkung)
- Topf & Gefäß zum Schmelzen des Wachses (ev. Konservendose)
- 2 Lagen Backpapier
- (altes) Bügeleisen
So geht’s:
Bei der Menge richtet es sich ganz danach, wie viele Tücher ihr herstellen möchtet (bei einem Tuch von 40 x 40 cm werden ca. 30g Wachs benötigt). Pro vier Teile Wachs sollte in etwa ein Teil Pflanzenöl dazu geben werden. Beim Harz ist auch schon eine ganz kleine Menge ausreichend.
Zuerst 1 Lage Backpapier auf einem Blech ausrollen, das Tuch auf das Backpapier legen.
Das Bienenwachs und das Harz im Wasserbad schmelzen (idealerweise einfach in einer alten Konservendose), danach das Pflanzenöl dazu geben und gut verrühren, damit es eine einheitliche Masse ergibt.
Dann das Gemisch auf dem Tuch verteilen (optimalerweise mit einem größeren Pinsel) und die zweite Schicht Backpapier darüber legen.
Nun mit dem Bügeleisen bei nicht allzu großer Hitze das Wachs gut einbügeln, dadurch wird es optimal verteilt. Es kann sein, dass das Wachs an manchen Stellen herausgequetscht wird, daher vorsichtig bügeln, sonst klebt es auch überall, wo es nicht hin soll 😉 Dann kurz überkühlen lassen und das Backpapier abziehen.
Zum Trocknen aufhängen oder auf einen Bogen Packpapier legen. Wenn ihr dann noch einzelne Stellen entdeckt, die einen helleren/weißlicheren Wachsfilm haben, könnt ihr diese einfach noch kurz mit dem Fön final ausgleichen. Wenn nötig, nach dem Trocknen die Ränder nochmal sauber schneiden, sie sollten durch das Wachs dann eigentlich nicht mehr ausfransen.
Am besten ihr produziert gleich ein paar Tücher (in verschiedenen Größen) auf einmal, das ist zeitsparender und das verwendete Backpapier kann gleich mehrmals verwendet werden. Und: So ein Bienenwachstuch eignet sich auch super als Geschenk!
Also dann – viel Spaß beim Nachmachen. Ihr werdet sehen, wie viel bewusster man dann auch an das Thema Verpackungsmaterialien und Müllvermeidung herangeht…
Quellen/weiterführende Links:
https://www.oekotest.de/essen-trinken/16-Frischhaltefolien-im-Test_100957_1.html